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Die gute Tiroler Stube

VON DER BURG INS BAUERNHAUS

Dr. Herlinde Menardi, Leiterin des Tiroler Volkskunstmuseums, erklärt, was die Tiroler Stube auszeichnet und warum sie seit Jahrhunderten eine ganz besondere Wohnqualität bietet.
Wann wurde die Tiroler Stube erstmals urkundlich erwähnt?

Die älteste Nachricht datiert aus dem späten 12. Jahrhundert und betrifft das südliche Tirol um Eppan. Eine sehr alte Stube ist auch jene in der Burg Reifenstein bei Sterzing. Heute verbindet man mit dem Begriff „Stube“ die Bauernstube, historisch gesehen ist das allerdings nicht richtig.

Wo beginnt die Entwicklung der Tiroler Stube?
Sie beginnt in Schloss oder Burg und findet von dort über das Kloster und das Bürgerhaus erst um das 15. Jahrhundert ins Bauernhaus. In den Reiseberichten ab dem 16. Jahrhundert werden Stuben in den Gasthöfen erwähnt. Allerdings dürften diese wohl kaum so heimelig gewesen sein, wie wir sie heute kennen. Zeitgenössische Beschwerden gingen eher in die Richtung, Stuben als übervoll, schlecht gelüftet und überheizt zu bezeichnen. Die Stube verändert sich natürlich im Laufe der weiteren Jahrhunderte, allerdings kaum im Kern. Neuerungen waren zum Beispiel das Kruzifix, das ab dem 18. Jahrhundert den so genannten „Herrgottswinkl“ hinter dem Stubentisch schmückte, der meist in der Diagonale zum Ofen stand, oder Liegemöbel und Couchen, die im 19. Jahrhundert Einzug in die Stube hielten.

Was zeichnete die Tiroler Stube aus?
Sie sorgte für einen sehr hohen Wohnkomfort vor allem in der kalten Jahreszeit. In Bauernhäusern war sie oft der einzig heizbare Raum. Eines ihrer Hauptmerkmale war zunächst der gemauerte Ofen, der nach Hinterlader-Prinzip vom angrenzenden Raum aus befeuert wurde und dadurch Ruß- und Rauchfreiheit in der Stube garantierte. Im Bauernhaus kamen keramische Öfen erst um das 18. Jahrhundert auf. Man kann sich eine frühe Stube als eine Art Zirben-Holzkiste vorstellen, die in das gemauerte Haus hineingestellt wurde. Es gab allerdings auch Stuben, die in Holzbauhäusern Blockwände statt der Täfelung aufwiesen. Ein wesentliches Kriterium der Stube ist auch, dass es kaum Möbel gibt. Die Bank ist fix an der Wand befestigt, die Kästen sind in die Wand eingelassen und der Tisch zählte, auch wenn er beweglich war, zum festen Bestand der Stube.

Wie viele Stuben zeigt das Innsbrucker Volkskunstmuseum?
Wir haben derzeit 14 Süd-, Nordtiroler und Trentiner Stuben von der Gotik bis zum Rokoko aufgestellt.

Vielen Dank für das Gespräch. Servus!


SCHLOSS TRATZBERGRENAISSANCEJUWEL UNTER DEN SCHLÖSSERN ÖSTERREICHS

Eine der schönsten Renaissance Stuben Tirols findet man im nahegelegen Schloss Tratzberg. Es handelt sich hier um die Stube in seiner ursprünglichsten Form. Ein Wohnraum. Die Fuggerstube. Reich ausgestattet u.a. mit gotischem Waschtisch, Ofen, zwei außerordentlich bedeutsamen Schragentischen mit Intarsien verziert, Scherenstuhl und Handarbeitstischchen.

Tratzberg wurde erstmals im 13. Jahrhundert urkundlich erwähnt und diente als ehemalige Grenzfeste gegen Bayern schon Kaiser Maximilian I. als Jagdschloss. Jedoch wurde die ursprüngliche Wehrburg im späten 15 Jahrhundert in Folge eines Brandes, völlig zerstört.

Der Kaiser baute Tratzberg nicht wieder auf sondern tauschte die Ruine gegen ein Schloss der reichen Silberbergwerksbesitzer Tänzel. Diese errichteten im Jahre 1500 den ersten spätgotischen Teil des heutigen Schlosses Tratzberg in ungewöhnlich prunkvoller, verschwenderischer Weise und ließen es mit außerordentlich kunstvoll gestalteten Marmor-, Holz- und Eisenarbeiten ausstatten.
1554 erwarb der wohlhabende Augsburger Kaufmann Georg Ritter von Ilsung das Schloss, erweiterte und veränderte Tratzberg geprägt durch den Zeitgeist der Renaissance. Zeugnis dafür sind der prachtvoll bemalte Innenhof und erlesene Renaissancezimmer.

Im Erbgang wurde Tratzberg 1590 Besitz des bekannten und reichen Kaufmannsgeschlechts der Fugger, welche das Schloss weiter ausstatteten. Aus dieser Zeit stammt größtenteils das bis heute noch erhaltene Inventar.

Es folgte nach mehreren Besitzerwechseln eine Zeit, in der Tratzberg fast 150 Jahre unbewohnt blieb. Durch Heirat des Franz Graf Enzenberg mit Ottilie Gräfin Tannenberg, ging das mittlerweile fast verwahrloste Schloss im Jahre 1847, in den Besitz der Grafen Enzenberg über, deren privater Wohnsitz es bis heute blieb.
Weitere Infos für tolle Führungen durchs Schloss finden Sie unter:

www.schloss-tratzberg.at




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